Mir geht es gut, danke: Mehr als nur eine Phrase?

24 Apr 2024
de
Emil

Wie oft haben Sie diese Frage schon gestellt bekommen: "Wie geht es dir?" Und wie oft haben Sie mit der automatischen Antwort "Mir geht es gut, danke" reagiert, ohne wirklich darüber nachzudenken, wie es Ihnen tatsächlich geht? Diese allgegenwärtige Floskel, die in unseren alltäglichen Gesprächen so tief verwurzelt ist, wirft eine interessante Frage auf: Ist "Mir geht es gut, danke" wirklich ein Ausdruck des eigenen Wohlbefindens oder nur eine leere Hülle, eine Phrase, die aus Höflichkeit ausgesprochen wird, ohne viel Bedeutung dahinter?

Tatsächlich ist "Mir geht es gut, danke" zu einem universellen Code für "Lass uns keine tiefgründigen Gespräche führen" geworden. Es ist der verbale Schutzschild, den wir aufrichten, um unsere wahren Gefühle hinter einer Mauer aus Höflichkeit zu verbergen. Aber warum verstecken wir uns so oft hinter dieser Floskel? Ist es die Angst vor Verletzlichkeit, die Sorge, andere mit unseren Problemen zu belasten, oder einfach der Mangel an Zeit und Raum für ein ehrliches Gespräch?

Die Ursprünge dieser Floskel sind unsicher, aber man kann spekulieren, dass sie aus dem Bedürfnis nach Höflichkeit und sozialer Akzeptanz entstanden ist. In einer Gesellschaft, die Wert auf Oberflächlichkeit und Geschwindigkeit legt, bleibt oft wenig Raum für tiefgründige Gespräche über unser Wohlbefinden. Also greifen wir zu "Mir geht es gut, danke", um die Konversation am Laufen zu halten, ohne wirklich etwas preiszugeben.

Dabei kann ein ehrlicher Austausch über unser Befinden befreiend sein. Sich anderen anzuvertrauen, kann Stress abbauen, emotionale Unterstützung bieten und sogar neue Perspektiven auf Probleme eröffnen. Wenn wir uns ständig hinter "Mir geht es gut, danke" verstecken, verpassen wir die Chance, uns mit anderen zu verbinden und echte zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen.

Natürlich bedeutet das nicht, dass wir jedem, der uns fragt, wie es uns geht, unsere Lebensgeschichte erzählen sollten. Es geht darum, bewusster mit unseren Antworten umzugehen und den Raum für ehrliche Gespräche zu öffnen, wenn wir uns danach fühlen. Anstatt automatisch "Mir geht es gut, danke" zu sagen, könnten wir innehalten und überlegen, wie es uns wirklich geht. Vielleicht ist die Antwort dann: "Mir geht es heute nicht so gut, aber danke der Nachfrage". Oder vielleicht stellen wir fest, dass es uns tatsächlich gut geht und wir diese positive Energie mit einem aufrichtigen "Mir geht es gut, danke" teilen können.

Vorteile eines ehrlichen Austauschs

Anstatt "Mir geht es gut, danke" als automatische Antwort zu benutzen, kann ein offener Austausch über das eigene Befinden viele Vorteile bieten:

Stärkung von Beziehungen: Ehrlichkeit und Verletzlichkeit fördern Vertrauen und Nähe in Beziehungen.
Emotionale Entlastung: Über Gefühle zu sprechen, kann Stress abbauen und emotionales Wohlbefinden verbessern.
Lösungsorientiertes Denken: Das Teilen von Problemen kann neue Perspektiven und Unterstützung bei der Lösungsfindung bieten.

Wie man zu ehrlicheren Gesprächen übergeht

Es gibt viele Möglichkeiten, "Mir geht es gut, danke" zu umgehen und authentischere Unterhaltungen zu führen:

Kurze, ehrliche Antworten: Anstatt automatisch "Gut" zu antworten, sagen Sie etwas wie: "Eigentlich fühle ich mich heute etwas gestresst, aber danke der Nachfrage."
Offene Fragen stellen: Beantworten Sie die Frage "Wie geht es dir?" mit einer Gegenfrage, die zu einem tieferen Gespräch einlädt, wie zum Beispiel: "Wie geht es dir denn heute?"
Ehrliche Zeichen setzen: Wenn Sie nicht über Ihre Gefühle sprechen möchten, signalisieren Sie dies auf respektvolle Weise. Sagen Sie zum Beispiel: "Danke der Nachfrage, aber ich möchte im Moment nicht darüber sprechen."

Letztendlich ist die Entscheidung, wie offen wir über unser Wohlbefinden sprechen, eine persönliche. Wichtig ist, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu sein und gleichzeitig den Raum für authentische Verbindungen mit anderen zu schaffen. Denn manchmal steckt hinter einem einfachen "Mir geht es gut, danke" viel mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mag.